++ Spendenprojekt: Fankalender 2021 ++

 

Servus Sandhäuser,

wir haben die letzten Tage und Wochen einen eigenen Fankalender erstellt, den wir euch hiermit ankündigen möchten. Der Kalender kommt in typischer Wand-Kalender Größe (DIN A3) und in schlichtem, aber professionellem Design daher. Er besteht aus einer ausgewogenen Mischung aus Spieltagsbildern und Aufnahmen aus unserem Dorf, wobei auch bei Letzterem der Vereinsbezug stets aufrechterhalten bleibt. Somit ist er nicht nur unbedingt für Fans unseres Sportvereines interessant, sondern auch für diejenigen, die einfach gerne in Sandhausen wohnen.

Dies ist allerdings nicht der einzige Grund, warum sich der Kalender lohnt, sondern vielmehr noch, dass der Erlös in ein soziales Projekt fließt. So werden wir 80% der Einnahmen direkt an das Kinderhospiz in Heidelberg spenden. Der ambulante Kinderhospizdienst KiDi bietet Entlastung und Stärkung für kranke Kinder und Jugendliche mit verkürzter Lebenserwartung und deren Familien. Ebenso begleiten sie Kinder von schwerstkranken oder sterbenden Elternteilen. Durch die Spenden möchten wir es den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen ermöglichen, Weihnachtsgeschenke für die betroffenen Kinder zu organisieren.

Die Kosten pro Kalender betragen 10€. Wenn ihr weiter als 20 Kilometer von Sandhausen entfernt wohnt, betragen die Versandkosten 4,50€, ansonsten fallen keine Versandgebühren an. Wir bitten euch, das Geld diesmal zu überweisen, da wir verhindern möchten, dass unsere Leute beim Ausliefern an einem Abend direkten Kontakt zu ~30 Leuten haben. Bitte habt Verständnis dafür, dass wir Barzahlung deshalb diesmal nur im Notfall akzeptieren. Schreibt uns einfach zur Bestellung eines Kalenders eine E-Mail (info@szene1916.de) oder Nachricht auf Facebook mit eurer Anschrift. Wir lassen euch daraufhin als Buchungsbestätigung die Daten zur Banküberweisung oder für Paypal zukommen.

In diesem Sinne: Gutes tun und dafür Gutes erhalten!

Szene 1916

 

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Unser Umgang mit den kommenden Heimspielen

 

Servus Sandhäuser,

nachdem am vergangenen Samstag gegen den SV Darmstadt sehr kurzfristig bereits Dauerkarteninhaber der vergangenen Saison ins Hardtwaldstadion durften, steht am Freitag das erste Heimspiel mit einer Auslastung von etwa 20% der Stadionkapazität an.

Wir alle kennen die Umstände: Keine Stehplätze, vier Sitze Abstand zwischen jedem Besucher, personalisierte Karten, keine Gästefans… Selbstverständlich ist es jedem selbst überlassen, unter diesen Bedingungen ins Stadion zu gehen. Wir möchten an dieser Stelle auch gar nicht über das Konzept der Teilzulassungen diskutieren.

Fakt ist allerdings, dass das Ganze nicht viel mit dem zu tun hat, was wir uns unter einem Stadionbesuch und dem Ausleben von Fankultur vorstellen. Deshalb werden wir nicht als Gruppe auftreten, ehe der Zustand von vor der Pandemie wiederhergestellt werden kann. Dies bezieht sich auf sämtliche Aktionen und Aktivitäten – öffentliche Äußerungen ausgeklammert – rund um den Spieltag, die normalerweise von uns ausgehen.

Bleibt gesund, achtet aufeinander und behaltet im Hinterkopf, dass die aktuellen Bedingungen allerhöchstens vorübergehend sein dürfen!

Szene 1916

 

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Vereinsführung: Eure Öffentlichkeitsarbeit ist ECHT! ANDERS! beschissen!

 

Dass unsere Vereinsführung in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und Faninteressen seit Jahren Nachholbedarf hat, ist sicherlich kein Geheimnis. Aktuell haben sich allerdings wieder zwei Themen aufgeschoben, die für großen Unmut innerhalb unserer Gruppe und weiten Teilen der restlichen Fanszene/Fangemeinde sorgen und zu denen wir nicht länger schweigen möchten.

Thema Nummer eins: Die Heimspiele unserer U23. Während es nahezu alle Verein der unteren Ligen geschafft haben, ein passendes Hygienekonzept für die kommenden Wochen zu erarbeiten und somit auch vor Zuschauern spielen können, sieht die Welt für unsere U23 ganz anders aus. Ganz gleich, wie wir als Gruppe zum etwaigen Besuch dieser Spiele stehen, gibt es einige Fans, die unsere Amateure regelmäßig unterstützen und dies auch in der aktuellen Situation tun würden. Nun mag es sicherlich Gründe dafür geben, dass die Heimspiele ohne jegliche Zuschauer stattfinden. Und genau hier setzt unser Hauptkritikpunkt ein: Was sind diese Gründe? Ja – die Infektionszahlen stiegen in den letzten Wochen wieder und es ist eigentlich gar nicht angemessen, zu diesem Thema Kritik zu üben. Dennoch: Vielleicht sind wir an dieser Stelle zu misstrauisch, aber den Inhalt der knappen Stellungnahme kaufen wir unserer Vereinsführung nicht ab. Wir möchten an dieser Stelle nicht fordern, die Heimspiele der U23 unbedingt vor Zuschauern auszutragen. Es gibt derzeit wichtigeres als den Besuch eines Fußballspieles. Was wir allerdings fordern, ist, dass unsere Vereinsführung für die Interessen seiner Fans einsteht und vor allem die Anhänger TRANSPARENT über die eigenen Entscheidungen aufklärt!

Thema Nummer zwei: Das begrenzte Zuschauerkontingent für die kommenden Heimspiele unserer ersten Mannschaft. Vor wenigen Tagen erschien ein Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung, in dem unser Präsident Jürgen Machmeier über die Zuschauerpläne für die ersten Heimspiele informierte. Man plane aktuell mit 460 Zuschauern, worunter „in erster Linie“ Sponsoren sein sollen. Nun gut, an Fußballromantik glauben sowieso nur noch die wenigsten und dass Sponsoren wichtiger für’s Business sind als die eigenen Fans, ist auch kein allzu großes Geheimnis. Auch an dieser Stelle geht es uns nicht darum, dass unsere Mitglieder gerne unter der 460 Zuschauern sein würden. Wir würden auch bei der zehnfachen Kapazität nicht als Gruppe auftreten. Es geht uns primär um die Aussage von Herrn Machmeier. Die Entscheidung, den VIPs Vorrang zu gewähren, wurde damit begründet, dass diese dem SVS in dieser schwierigen Phase die Treue gehalten haben. Und ganz ehrlich: Auch wir freuen uns, wenn keine Sponsoren abspringen. Aber, Herr Machmeier: Mit Ihrer Aussage bezüglich Treue haben Sie genau den Fans ordentlich auf die Füße getreten, die sich in einer Zeit ohne Corona Woche für Woche den Arsch für die Unterstützung dieses Vereines aufreißen. Es geht uns an dieser Stelle tatsächlich ganz alleine um die Formulierung. Warum sagt man nicht klipp und klar, dass die finanzielle Lage aktuell sehr stark von den Sponsoren abhängt? Fast jeder Fan dürfte dafür Verständnis aufbringen. Warum kann man nicht wenigstens die eigenen Fans über interne Kanäle so aufklären, sodass diese sich nicht komplett unbeachtet fühlen? Stattdessen schiebt man die Verantwortung in die Schuhe des Fanausschusses, der zwar etwas zu sagen hat, eine solche Entscheidung aber wohl niemals verändern könnte. Schließlich wurden ja auch die Forderungen bezüglich des Eintrittspreises komplett missachtet. Des Weiteren bemängeln wir auch an der späteren Information seitens unseres Vereins fehlende Transparenz. Warum liest man nirgendwo, wie viele Karten nun tatsächlich an die Fans gehen? Könnte es Kritik geben, wenn die Zahl veröffentlicht werden würde?

Das Spruchband am Zaun des Stadions und dieser Text sollen der Vereinsführung einen ordentlichen Denkanstoß geben. Dazu, wie wichtig einem die Interessen der eigenen Fans sind und wie sehr sie es verdienen, über Entscheidungen wahrheitsgemäß aufgeklärt zu werden. Ebenso sollte darüber nachgedacht werden, ob die Wortwahl an der einen oder anderen Stelle nicht doch ein paar Sekunden länger überdacht werden sollte. Ein guter Anfang könnte damit gemacht werden, über die zwei Themen rückwirkend angemessen zu informieren und genau das fordern wir auch abschließend!

Szene 1916

 

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 Die aktuellen Geschehnisse rund um Dietmar Hopp 

 

In den letzten Wochen hat man in den deutschen Fankurven gehäuft Transparente/Spruchbänder gegen den Mäzen von Hoffenheim, Dietmar Hopp, gesehen. Im Folgenden wollen wir euch die Hintergründe/Beweggründe zu dieser aktuellen „Protestwelle“ näher bringen und uns kritisch mit dieser auseinandersetzen. Um einen gesamtheitlichen Überblick von der Problematik zu bekommen, möchten wir zunächst weit ausholen und dabei auch das Konstrukt der TSG Hoffenheim und die Personalie nochmal näher betrachten.
Schon seit der „Gründung“ der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH im Jahr 2005 steht das Verein-Konstrukt TSG 1899 Hoffenheim bundesweit bei Fußballfans in der Kritik. Seit diesem Zeitpunkt sind auch immer wieder Proteste, vor allem von etablierten Vereinen („Traditionsvereinen“), gegen Hoffenheim zu vernehmen gewesen. Diese Proteste sind jedoch nicht nur gegen Hoffenheim, sondern auch bei anderen vergleichbaren Verein-Konstrukten vor allem bei Red Bull zu beobachten. Da im Gegensatz zu den anderen oben genannten Vereinen bei Hoffenheim nicht direkt ein Unternehmen/Konzern dahintersteckt, sondern eine Privatperson, die 96% der Anteile besitzt, führt dies zu einem kanalisierten Protest gegenüber dieser Person – Dietmar Hopp.

Die Person Dietmar Hopp
An dieser Stelle muss vorab ausdrücklich erwähnt werden, dass sich die Proteste keinesfalls gegen die Privatperson Hopp richten, sondern gegen seine Tätigkeit bei der TSG 1899 Hoffenheim. Abseits des Fußballs muss man besonders sein Engagement in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Bildung hervorheben. Vor allem durch seine Dietmar-Hopp-Stiftung, die seit 1995 mit rund 600 Mio. Euro diverse Projekte unterstützt, engagiert er sich sozial und gemeinnützig.
Als eine soziale und gemeinnütze Intention bezeichnet Hopp auch die finanzielle Unterstützung des damals in der Kreisliga A spielenden Hoffenheims. Begründet wurde dies mit der gemeinnützigen Verantwortung eines Fußballvereines. Auch als Fußballmäzen war es seine Intention so respektiert zu werden, wie als ein Förderer der Medizin. Seine Investitionen, beginnend im Jahre 1989, sollten lediglich als eine Anfangsinvestition dienen. Nach und nach wolle er sich aus Geschäft herausziehen. Hopp selbst sagte in jüngerer Vergangenheit zu dem Projekt Hoffenheim: „dabei ging es mir nie darum, Geld zu verdienen. Ich habe übrigens auch keins verdient, sondern wollte den Menschen dieser Region, die meine Heimat ist, etwas zurückgeben“. Doch ist er auch als Fußballmäzen ein Wohltäter und handelt nicht aus Eigeninteresse, wie es bei seinen anderen Spenden und Engagements der Fall ist? Das im Jahr 2017 veröffentlichen Buch „Football Leaks: Die schmutzigen Geschäfte im Profifußball“ (von Rafael Buschmann, Michael Wulzinger) lässt glaubhafte Zweifel an dem Saubermann- Image zu.
Der zentrale Punkt ist die im Jahr 2012 gegründete Transfair Rechteverwertungsgesellschaft mbH & Co. KG. Persönlich haftender Gesellschafter war die DH-Holding Verwaltungs GmbH (ehem. Verwaltungsgesellschaft der Golf Club St. Leon Rot GmbH), deren alleiniger Besitzer Dietmar Hopp war. Diese Firma Transfair hielt Anteile an Transferrechten von Spielern der TSG 1899 Hoffenheim und hatte einen ganz banalen Geschäftszweck: Geld am Vereinswechsel von Fußballprofis verdienen. Neben einer Reihe von meist unbekannteren Spielern hatte die Firma auch Rechte an Roberto Firmino. Dieser wurde 2015 für rund 40 Mio. Euro von Hoffenheim zum FC Liverpool verkauft. Von diesem Transfer sind in den Kassen der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH jedoch nur rund 8 Mio. Euro hängen geblieben. Die restlichen rund 32 Mio. Euro gingen an die Transfair GmbH. Kurioserweise wechselte zwei Wochen vor diesem Transfer der Eigentümer von Transfair. Neuer Eigentümer war die Comaro Management GmbH von Mariano Maroto Lopez, einem Geschäftspartner und Vertrauten Dietmar Hopps. Auf Nachfragen teilte weder Dietmar Hopp noch Mariano Maroto mit, wieso es zu diesem Schachzug gekommen ist und ob Transfair noch weitere, noch nicht bekannte Spielerrechte besitzt, an denen sie mitverdienen. War der Grund ein Interessenskonflikt, den Hopp zu verbergen hatte?

Des Weiteren muss in diesem Zusammenhang ebenfalls erwähnt werden, dass die DFL im Jahr 2015 Dietmar Hopp gestattet hat 95% der Stimmanteile und 99,99% der Kapitalanteile der TSG 1899 Spielbetriebs GmbH zu übernehmen. Dies bedeutet: Eine einzelne Person hat die kompletten Fäden in der Hand und kann über alles bestimmen. Die Begründung seitens der DFL war, dass er als Mäzen zwei Jahrzehnte lang selbstlos Geld in den Verein gepumpt hat. Kann eine Person, die in undurchsichtige Transfergeschäfte verwickelt ist, aus denen wohl immense Gewinne erzielt wurden, auch im Fußball ein selbstloser Wohltäter sein?

Die aktuelle Protestwelle
Wie bereits zu Beginn beschrieben, gab es seit dem finanziellen und sportlichen Aufstieg Hoffenheims kontinuierlich Proteste. Diese haben nur vereinzelt für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Doch was hat nun zur momentanen, ständig in der Presse präsenten, Protestwelle gegen den Fußballmäzen Dietmar Hopp geführt?

Der Auslöser hierfür war das Verhängen eines Zuschauerausschlusses für den BVB bei den Auswärtsspielen in Hoffenheim (Dauer: 3 Jahre). Dies wurde vom DFB verhängt, nachdem Anhänger der Dortmunder wiederholt Protestaktionen gegen Hoffenheim, insbesondere gegen den Mäzen Hopp durchgeführt haben. Bei diesen Protesten ist auch des Öfteren das Wort „Hurensohn“ gefallen, was durchaus diskutabel ist (hierzu später mehr). Bei dem daraus resultierenden Zuschauerausschluss handelt es sich um eine Kollektivstrafe. Allerdings wurde seitens des DFB 2017 verkündet, vorab auf Kollektivstrafen zu verzichten. Dass Kollektivstrafen schlecht mit deutschen Rechtsgrundsätzen vereinbar sind, liegt auf der Hand: Unschuldige Personen werden für Vergehen, die sie nicht begangen haben, bestraft. Das „Versprechen“ seitens des DFB keine Kollektivstrafen mehr zu verhängen wurde hier klar gebrochen. Kritische Stimmen vermuten, dass dies auf den guten Verbindungen Hopps zu den Funktionären des DFB beruht.

Um zum aktuellen, heiß diskutierten Protest zurückzukommen, muss man mal die einzelnen Hauptelemente, die am häufigsten aufgegriffen werden, thematisieren. Dies soll eine sachliche Erläuterung darstellen und in keiner Weiße die Worte verteidigen.
– Hurensohn: jedem sollte die „biologische“ Bedeutung bekannt sein. Dass diese tatsächliche Bedeutung auf Herrn Hopp nicht zutrifft, sollte allen auch bekannt sein. Diese „krasse“ Formulierung ist mit dem Slogan „Krieg dem DFB“ gleichzusetzen. Abgesehen davon, dass ein Krieg laut Definition nur zwischen zwei Ländern stattfinden kann, wird doch kein Fußballfan einen bewaffneten Konflikt mit dem DFB aufsuchen. Wie eingangs erwähnt, kanalisiert sich der Protest in dem aktuellen Fall auf eine Person.
– Fadenkreuz: das Konterfei Hopps war häufig in einem Fadenkreuz zu sehen. Laut Duden ist die Definition von „jemanden im Fadenkreuz haben“, jemanden scharf beobachten. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird dies z.B. auch von staatlichen Instanzen („im Fadenkreuz der Ermittlungen“) verwendet. Sicherlich wurde bei keinem der bisherigen Proteste an einen Aufruf zur Gewalt oder Mord gedacht.
Diese überspitzte, durchaus harte und polarisierende Wortwahl wurde bewusst gewählt, um Aufmerksamkeit zu generieren. Vielen Protestaktionen zuvor (u.a. gegen Hoffenheim) sind „im Sande verlaufen“. Den Missständen wurde keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist bedauerlich, dass zu solchen Maßnahmen gegriffen werden muss, um Missstände nicht nur im DFB sondern, auch in der Gesellschaft aufzudecken/publik zu machen. Hier ist auch das Thema Rassismus nicht außen vor zu lassen. Werden Spieler, wie z.B. vor kurzem Jordan Torunarigha (Hertha BSC Berlin), durch Affenlaute beleidigt, gibt es keine klare, von dem DFB verfolgte Vorgehensweise. Dies hat zur Folge, dass es nach solchen Vorfällen häufig keine Durchsagen vom Stadionsprecher gibt oder das Spiel unterbrochen wird. Sollten nicht eigentlich die Minderheiten unterstützt werden und sich für sie stark gemacht werden?

Im Zuge des medialen Aufruhrs der letzten Tage bzw. Wochen, hat man immer wieder feststellen müssen, dass die Schmähungen gegen Hopp mit Rassismus und Diskriminierung gleichgesetzt werden. Bei einem Blick auf die Definition der beiden Begriffe lässt sich dies doch sehr schnell entkräften. Bei einer Diskriminierung wird eine Person aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, Weltanschauung, Sprache, etc. beleidigt, Rassismus ist eine Gesinnung oder Ideologie, nach der Menschen aufgrund weniger äußerlicher Merkmale kategorisiert, verurteilt oder diskriminiert werden. Aufgrund dessen ist der Unterschied zwischen Rassismus/Diskriminierung und der aktuellen Situation eindeutig. Das Wort „Hurensohn“ ist, laut Gesetz, eindeutig eine Beleidigung. Dies ist ein Unterschied, den es nicht zu vermischen gilt!
Eine gewisse Doppelmoral ist in der aktuellen Thematik von Verantwortlichen seitens der DFL, des DFB und auch Dietmar Hopps festzustellen. Jeder sollte noch im Hinterkopf haben, dass Timo Werner (RB Leipzig) ebenfalls mit „Hurensohn“ tituliert wurde bzw. noch immer wird. Einen Spielabbruch, Anzeigen, medialen Aufruhr oder gar Kollektivstrafen hatte das nie zur Folge. Wieso erst wenn ein einflussreicher Geldgeber mit diesem Schimpfwort belegt wird?

Des Weiteren hat man keine Kritik seitens Dietmar Hopps oder anderen Verantwortlichen von Hoffenheim an Banner/Doppelhaltern der eigenen „Fans“ mit den Aufschriften „Sandhausen Schweine“ oder „Fotzen Freiburg“ vernehmen können. Auch an den oben genannten Sprechchören gegen Timo Werner denunzierte der Hoffenheimer Anhang diesen als „Hurensohn“. Doch auch hier blieb die Reaktion aus…
Letztendlich geht es den Fanszenen mittlerweile nicht mehr vorrangig darum, Dietmar Hopp zu beleidigen. Viel eher hat der DFB durch seine neuerliche Linie eine Dynamik des Widerstandes innerhalb der aktiven Fanszene entwickelt. Spielunterbrechungen aufgrund von Beleidigungen auf der einen Seite, fehlendes Handeln bei rassistischen Vorfällen auf der anderen Seite. Spruchbänder gegen einen wohlhabenden Investor vs. diffamierende Gesänge gegen Spieler auf dem Rasen. Viel mehr wird Dietmar Hopp zum Symbol der aktuellen Entwicklung gemacht, weshalb neben dem DFB mit seiner undurchsichtigen Linie auch er als einzelne Person, als Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim in der Schusslinie steht.

Nach der relativ objektiven Schilderung der Ereignisse und zu beachtenden Punkte möchten wir noch ein Fazit anhand unserer Meinung ziehen. Der DFB ist gerade dabei, die Gratwanderung zwischen einer lockeren und einer zu strengen Linie zu verlieren. Wir können den Gedankengang der Befürwortung einer Unterbrechung aufgrund einer Beleidigung irgendwo verstehen – auch wenn wir ihn nicht teilen. Spielunterbrechungen aufgrund von kritischen Äußerungen wie beispielsweise bei Union Berlin am vergangenen Sonntag („2017 Kollektivstrafen abgeschafft, nun Hopp hofiert und zwei Schritte zurück gemacht“) sind allerdings ein absolutes No-Go und ein Schritt in die ganz falsche Richtung. Und das in einem Land, in dem die Meinungsfreiheit ein unglaublich wichtiges und im Grundgesetz festverankertes Gut ist. Leider vermischen unsere Medien in ihrer Berichterstattung auch die Vorkommnisse rund um Hopp und die rassistischen Vorfälle der letzten Wochen. Dass beide Sachverhalte absolut nichts miteinander zu tun haben, wird dabei außer Acht gelassen oder sogar versucht, diese gleichzusetzen. Sie haben sogar nicht nur nichts miteinander zu tun, sondern sind auch ein Arschtritt in die jahrelange Arbeit vieler Ultragruppierungen im Kampf gegen rechtes Gedankengut und Rassismus. Wenn dann auch noch ein Dietmar Hopp Beleidigungen mit den „dunklen Zeiten“ (-> NS-Zeit) vergleicht, geht auch das letzte Stück Verhältnismäßigkeit verloren. Es wird ein Vergleich mit einer Zeit aufgestellt, in der Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer religiösen Zugehörigkeit umgebracht wurden. Eine Zeit, in der es eben keine freie Meinungsäußerung gab. Heute stehen aktive Fans auf, um auf die Entwicklung in ihrem Lieblingssport, in ihrem Lebensinhalt (ja, für einige ist es mit das wichtigste im Leben und nein, das sind keine Chaoten, die beim Fußball nichts verloren haben) zu kritisieren. Sie tun es auch unter der Gürtellinie, vorrangig, um erhört zu werden. Und hier kommen wir wieder auf den Aspekt der Gratwanderung zurück: Auch die Ultras/ aktiven Fanszenen müssen diesen in den kommenden Wochen und Monaten meistern. Sind Beleidigungen unter der Gürtellinie wirklich nötig oder kann man die mittlerweile erreichte Aufmerksamkeit in Zukunft auch für eine sachliche, kreative Auseinandersetzung und weniger für beleidigende Proteste nutzen? Der Fußball sollte unserer Meinung nach authentisch (und somit auch in gewisser Weise dreckig) bleiben und auch Beleidigungen aus der Emotion heraus gehören unweigerlich dazu. Allerdings darf sich dabei nicht nur auf eine Person eingeschossen werden. Irgendwann müssen die Beleidigungen dann auch wieder in konstruktive Aktionen übergehen. Wann dieser Zeitpunkt kommen wird, hängt auch viel vom Vorgehen des DFB in den kommenden Wochen ab. Eine weiterhin unverhältnismäßige Linie wird wohl kaum zu einer Beruhigung der Situation beitragen. Es gilt jedenfalls, sich gegen die wieder eingeführten Kollektivstrafen aufzulehnen!

 

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10 Jahre Blockade Interview

 

Vielen Stadionbesuchern wird beim letzten Spiel vor der Winterpause gegen Holstein Kiel etwas aufgefallen sein. Mittig vor dem Block A4 hang über die kompletten ersten 45 Minuten ein „10 Jahre DBS‘09“-Banner. Außerdem erblickte seit jenem Wochenende ein überdimensionales „10 Jahre Blockade“-Graffiti an der Umgehungsstraße Richtung Heidelberg das Licht der Welt. Grund genug für uns das Thema näher zu beleuchten, ist die Situation rund um die Blockade für viel Fans und Außenstehende doch sehr undurchsichtig. Das Interview mit einem Blockade-Mitglied führten wir bereits einen Tag nach dem Spiel noch vor Weihnachten und wurde vorab auf unserer Homepage www.szene1916.de veröffentlicht.

 

10 Jahre Blockade Sandhausen, wie schnell die Zeit doch vergeht. Erzähle uns doch mal von Anfang an was es sich mit dieser Gruppierung auf sich hat.

Die D-Blockade Sandhausen wurde im Jahr 2009 gegründet und verstand sich gerade zu Beginn als ultraorientierte Nachwuchsgruppe im Schatten der großen Hardtwaldfront. Aufgrund mehrerer Standortwechsel in unserem geliebten Hardtwaldstadion setzte sich schnell der Name „Blockade Sandhausen“ durch, die Abkürzung „DBS“ hielt sich jedoch bis heute.

 

Wie entwickelte sich die Gruppierung in den darauffolgenden Jahren?

Unsere damals noch tendenziell eher junge Gruppe musste sich der führenden Hardtwaldfront unterordnen, konnte sich jedoch nach wenigen Monaten einen gewissen Respekt verschaffen und war das Sammelbecken für den Nachwuchs innerhalb der Sandhäuser Fanszene. Immer wieder hatte unsere aktive Fanszene, sowohl die Hardtwaldfront, als auch die Blockade, immense Probleme mit dem Verein und der örtlichen Polizei. Es gab Jahre, bei denen wir die Spiele der ersten Manschaft boykottierten. Im Jahr 2010 eskalierte die Situation zwischen Fans, Verein und der Polizei. Nach einem Spiel unserer Amateure in Pforzheim kam es zu teils heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, weshalb alle Beteiligten im Nachgang ein Hausverbot für unser heimisches Hardtwaldstadion erhielten.

 

Ein kurzer Einwand: Wie war das Verhältnis zur Hardtwaldfront, gerade zu dieser Zeit?

Sehr gut, ich würde das Verhältnis zur damaligen Zeit als freundschaftlich bezeichnen. Wir unterstützen im darauffolgenden Jahr gemeinsam die Basketball-Mannschaft, die Amateure oder versuchten über Wald und Wiese einen Blick ins Stadion werfen zu können.

 

Wie ging es anschließend weiter?

Nach dem Rücktritt des Sportlichen Leiters Tobias Gebert zum 31. Mai 2011 und dem Auslaufen unserer Hausverbote kehrten wir ins Stadion zurück. Zu dieser Zeit übernahmen wir als Blockade die Führung innerhalb der Fanszene. Die HF war aufgrund eines verpassten Generationenwechsel nur noch teilweise aktiv, weshalb wir auf uns allein gestellt waren. Nach anfänglicher Überforderung erlebte die Fanszene mit unserer Führung einen tollen Aufschwung. Eine konstante Auswärtsfahrerzahl, ein dauerhafter Support, regelmäßige optische Aktionen und das beliebte Fanzine „Stadionblättel“ zu jedem Heimspiel. Unsere Gruppe hatte auch zu dieser Zeit einen Kern von etwa 20 Mitgliedern, welcher mit unserem Förderkreis schnell auf über 30 anwachsen konnte.

 

Wie kam es dann dazu, dass die Blockade ab der Saison 2016/2017 immer wieder die Aktivitäten einstellte?

Nach etwa fünf Jahren Führungsarbeit holte uns, ähnlich wie es bei der HF der Fall war, die misslungene Nachwuchsarbeit ein. Unsere Mitglieder wurden älter, waren teilweise für längere Zeit im Ausland, gründeten eine Familie. Genau an diesem Punkt hätten wir unseren Förderkreis aktiv nutzen, junge Mitglieder binden und somit die Altersstruktur senken müssen. Das haben wir verpasst. Arroganz, Sturheit, vielleicht auch ein bisschen Naivität. Gepaart mit einer Sandhäuser Fanszene, die uns kaum unterstützte, Auswärtsspiele häufig links liegen ließ, war dies der Tiefpunkt der DBS. Immer wieder hatten wir den Mut verloren, bäumten uns wieder auf, hatten den Mut verloren und bäumten uns wieder auf. Daher auch die im Nachhinein durchaus belustigenden Stellungnahmen, ein Auf und Ab. Gerade zu dieser Zeit wurde auch nicht mehr regelmäßig supportet. Unsere Interessen verschoben sich bei vielen Begegnungen auf die sogenannte „3. Halbzeit“. Bei gefühlt jedem Heimspiel versuchten wir nach dem Spiel Richtung Gästeparkplatz zu gelangen, total verrückt, wenn man bedenkt, wer uns da teilweise gegenüberstand. Aber wie oben erwähnt, wir waren eben schon immer ein chaotischer, manchmal arroganter Haufen, einfach eine verrückte Meute.

 

Kam es zu dieser Zeit nicht auch zu einer größeren Auseinandersetzung mit unserem Blau-weißen Nachbarn aus dem Kraichgau?

Ja, das stimmt. Dieses Ereignis beschreibt die eben erwähnte Interessensverschiebung sehr gut. Auf mehrere, unschöne und unnötige Schmierereien von „TSG-Fans“ antworteten wir ziemlich spontan mit einem Besuch in Sinsheim. An einem Spieltag der TSG entschieden wir uns mit 25 Unverbesserlichen in die Nähe der Arena zu fahren. Dort meldeten wir uns bei den uns bekannten Personen, welche nach mehreren Stunden in Überzahl und bewaffnet aufkreuzten. Das hat Ihnen jedoch auch nicht geholfen…

 

Welche Freundschaften gab es in diesen 10 Jahren?

In den ersten Jahren pflegten wir die bereits existierende Freundschaft zur Crew Eleven Aalen. Nachdem unsere Gruppe einen deutlichen Mitgliederwachstum erfuhr, schlief die Freundschaft etwas ein. Viele Mitglieder konnten mit den Jungs von der Ostalb nicht allzu viel anfangen, weshalb wir entschieden, diese Freundschaft nicht weiter zu pflegen. Dies beruhte auf Gegenseitigkeit, soll aber nicht bedeuten, dass hier Streitigkeiten vorausgingen. Außerdem gibt es bis heute einzelne Kontakte zu verschiedenen Fanszenen, eine Fanfreundschaft pflegen wir als Gruppe jedoch nicht. Manche Mitglieder pflegen die Kontakte zur Schwarzen Elite Aalen und nach Elversberg mit.

 

Gab es hier nicht auch eine Politik-Diskussion innerhalb der DBS zum Thema Aalen?

Wir wurden aufgrund der Kontakte nach Aalen häufig in die rechte Schublade gesteckt, was uns überhaupt nicht gefiel. Ja, das war auch ein Grund, warum die Freundschaft einschlief und nicht wieder zum Leben erweckt wurde. Unsere Gruppe war und ist antirassistisch und toleriert keine Nazis. Wir haben und hatten Mitglieder mit Migrationshintergrund und sind selbst in unsrem Stadion schon immer konsequent gegen rechte Äußerungen vorgegangen.

 

Beschreibe uns doch bitte zum Abschluss die aktuelle Situation der DBS und den Begriff „Total Kaos“?

Zunächst einmal sei gesagt: Die Blockade existiert. Sie existiert aber nicht mehr in dem Ausmaß von früheren Zeiten. Die Führung in der Sandhäuser Fanszene haben wir an die Gruppierung „Szene 1916“ abgegeben. In dieser Organisation sind jedoch eine Handvoll Blockade Mitglieder engagiert

 

Nochmal ein kurzer Einwand: Das heißt hinter der Szene 1916 stecken auch Blockade-Mitglieder?

Naja, teilweise schon. Zehn weitere Personen sind weiterhin Blockade-Mitglied, besuchen die Heimspiele und fahren teilweise auch zu den Auswärtsspielen des SVS. Bezeichnen sich selbst jedoch nicht mehr als „Aktive Ultras“ und sind teilweise körperlichen Auseinandersetzungen nicht abgeneigt. Sie fahren zwar häufig gemeinsam mit der Szene zu den Spielen, sind aber nicht im Dachverband organisiert. Weitere zehn Personen sind mittlerweile im Sitzplatzbereich des Stadions zu finden und haben sich vom aktiven Fandasein verabschiedet. Man sieht also: Die etwa 25 Mitglieder existieren weiterhin, sind jedoch nicht mehr gemeinsam organsiert. Unser Banner „Total Kaos Blockade“ beschreibt eben genau diese verrückte Konstellation und findet in der Regel bei jedem Spiel des SVS den Weg an den Zaun, weil immer Blockade-Mitglieder anwesend sind.

 

Vielen Dank für die interessanten Einblicke und auch hier nochmal: Alles Gute zu 10 Jahren Total Kaos – Blockade Sandhausen!

Vielen Dank!